Totes Meer by Keene Brian

Totes Meer by Keene Brian

Autor:Keene, Brian [Keene, Brian]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2013-06-03T22:00:00+00:00


Wir hätten sie zunächst riechen müssen, aber der Wind wehte Richtung Ufer. Doch wir sahen sie früh genug. Wir standen an der Backbordreling, bewaffnet mit Ferngläsern, die wir in den Schaukästen gefunden hatten, und starrten entsetzt und angewidert Richtung Land. Die Sommerhitze und die Tatsache, dass sie der Sonnenstrahlung und den anderen Elementen ausgesetzt gewesen waren, hatten ihre Spuren an ihnen hinterlassen. Die Toten sahen aus wie aufgeblähte Riesenameisen, die über den Strand krochen. Sie krabbelten durch den Sand, lagen im flachen Wasser oder wanderten auf der Suche nach Beute ziellos umher. Möwen stießen vom Himmel und rissen Fetzen aus dem verwesenden Fleisch oder schnappten sich Insekten, die in den Zombies nisteten. Dann stiegen sie wieder auf und kämpften in der Luft um die saftigsten Happen. Verrottende Ohren, Wangen, Augäpfel und Nasen hingen in ihren Schnäbeln. Manchmal war ein Vogel zu langsam oder blieb eine Sekunde zu lange auf der Schulter eines Zombies sitzen. Dann schossen tote Hände vor und schnappten die Vögel – zerfetzten und zerkauten sie in einer Explosion aus Blut und Federn. Als wir weiter durch unsere Ferngläser starrten, sahen wir auf den Hotelbalkonen und Verandas noch mehr Zombies sitzen. Die Promenade von Virginia Beach war ein Stück vom Strand entfernt, versteckt hinter Hotels, Restaurants und blöden Souvenirläden. Ab und zu konnten wir im Vorbeifahren zwischen den Gebäuden hindurchschauen. Sowohl die Promenade als auch die Seitenstraßen waren voller Leichen. Ich konnte nicht fassen, wie viele es waren. Wir sahen keine Anzeichen von Überlebenden – die Nahrungsquelle der Zombies musste langsam versiegen. Warum zogen sie nicht weiter?

»Sieh sie dir an«, keuchte Chuck. »Wenn man nicht wüsste, dass sie tot sind, würde es aussehen wie ein ganz normaler Tag am Strand.«

Joan wurde blass. »Ich kann mir das nicht ansehen. Mir wird schlecht.«

Sie reichte ihr Fernglas an Nick weiter, lehnte sich über die Reling und übergab sich. Nick stellte die Schärfe neu ein, schaute kurz durch das Fernglas, schloss die Augen und wandte sich ab.

»Jesus.« Er klang, als müsste er ebenfalls kotzen.

»Ich will es sehen«, sagte Malik und griff nach meinem Fernglas.

»Nein«, ermahnte Carol ihn. »Das musst du dir nicht ansehen.«

»Und wie ich das muss, verdammte Scheiße. Gib mir das Fernglas, Lamar.«

»Malik.« Carols Stimme wurde streng. »Worauf haben wir uns geeinigt, wenn es um Schimpfwörter geht?«

»Du hast gesagt, ich soll keine benutzen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich es versprochen hätte.«

Tasha verpasste ihm einen Klaps auf den Kopf. »Hör auf, dich so idiotisch aufzuführen.«

»Hör auf, mich zu schlagen! Lamar, Tasha hat mich geschlagen.«

Mit einem Seufzer gab ich mein Fernglas an Basil weiter. Dann beugte ich mich runter und legte beiden Kindern einen Arm um die Schultern.

»Hört zu, Leute. Mitch und ich müssen mit den anderen an Land gehen, also muss ich mich darauf verlassen können, dass ihr euch benehmt, während ich weg bin. Keine Streitereien. Und baut keine Scheiße, die Miss Carol oder Miss Alicia ärgert.«

Carol verzog die Lippen und sah mich stirnrunzelnd an.

»Ähm, ich meine, macht ihnen keinen Ärger.«

»Warum müssen du und Mitch gehen?«, fragte Tasha.

»Weil wir Sachen brauchen.



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